Freitag, 2. Januar 2015

Geteiltes Doppel

Der Hörnerkamm der La Flèche
Nicht umsonst nennen einige Liebhaber die La Flèche liebevoll Wiesenteufel. Der teuflisch schöne Kamm ist ein Ausdruck prägendes Merkmal dieser Hühnerrasse. 

Der Hörnerkamm gehört etwas zu den Kammformen der Raritäten. Neben den La Flèche kommt der Hörnerkamm noch bei den Brabantern, Appenzeller Spitzhauben und Eulenbarthühnern vor. 

Der Hörnerkamm gehört mit einigen anderen Kammvarianten zu einer Gruppe der Kammformen die auf einer Verdopplung des Einfachkammes beruhen. Zu nennen sind hier noch der Becher- bzw. Kronenkamm (Augsburger, Sizilianische Kronenkämme), der Blätter-/Schmetterlingskamm (Houdan) und der Geweihkamm (Crève Coeur).

Durch einen zusätzlichen Erbfaktor wird eine Verdopplung des Einfachkammes bewirkt. Am visuell deutlichsten ist dies bei den Augsburgern zu erkennen, die ausgehend von den La Flèche entstanden sind. Die zwei nebeneinander stehenden Einfachkämme, die nach vorne geschlossen sind, bilden bei den Augsburgern einen Becherkamm. 


Auf den ersten Blick ist es kaum zu glauben, doch der Hörnerkamm beruht auf genau diesem genetischen Hintergrund.


Der Hörnerkamm der La Flèche besteht im Idealfall aus zwei gleich langen, walzenförmigen und an den Spitzen abgerundeten Hörnern, die getrennt aus dem Kammgrund wachsen.

Bei dem Hörnerkamm werden anstelle der zwei Kammblätter jedoch zwei runde im Idealfall gleich große Kammhörner ausgeprägt. Die Teilung des Kammes lässt sich hier auch im roten Kammfleisch vor den Hörnern deutlich erkennen. Dort verläuft mittig eine Abgrenzung, die teilweise auch mit einer feinen Vertiefung gezeigt wird und manchmal mit kleinen Federchen besetzt ist.


Haubenhuhnverwandtschaft prägt

Es ist kein Zufall, dass die genannten Kammvarianten bei Haubenhuhnverwandten vorkommen. Die La Flèche stammen eben auch von den Haubenhühnern ab, was man durch ihren minimalen Schopf sichtbar vor Augen hat. Das Merkmal Schopf, welches die La Flèche durch ihre Verwandtschaft zu den Haubenhühnern in sich tragen, ist entscheidend und verhindert eine Ausbildung der Kammblätter des Einfachkammes. Durch Selektion der verbleibenden Kammreste wurde der standardisierte Hörnerkamm herausgezüchtet.

Näher betrachtet hat die Erhöhung des Kammgrundes (sog. Protuberanz), die bei allen Haubenhuhnverwandten prägend ist, einen wesentlichen Einfluss. Dieses Merkmal der hauben- und schopftragenden Hühner bewirkt durch dominantes Verhalten, dass das Merkmal für den Hörnerkamm der La Fleche sich dominant gegenüber dem Einfachkamm verhält. Bei einer Verpaarung von hörnerkämmigen mit einfachkämmigen Rassen bringt die Nachzucht daher becherkämmige, spalterbige Tiere hervor. Vereinfacht betrachtet bedeutet das, dass mit der Weitergabe dieses Merkmals von nur einem Elternteil eine Kammdoppelung mit becherförmiger Kammausprägung -quasi eine Zwischenstufe- hervorgerufen wird. Mit der Reinerbigkeit des Merkmals tritt der Hörnerkamm in Erscheinung.

Betrachtet man sich diese Eigenheiten und genetisch bedingten Hintergründe wird einem auch so viel klarer, wieso der perfekte gerade, gleichmäßige Hörnerkamm eine solche Herausforderung darstellt. Je mehr Erbanlagen eine bestimmte Merkmalsausprägung beeinflussen, desto schwieriger ist es logischer Weise eine standardisierte Gleichmäßigkeit zu erzielen.